Abstract: | Max Weber interessierte die historische Entstehung der Moderne; heute steht ihre globale Ausbreitung auf dem Programm. An Stelle eines Pluralismus von Entwicklungsgeschichten der Kulturkreise, den Weber in der Religionssoziologie verfolgt, sehen viele heutige Studien nur noch ein einziges Weltgesellschaftssystem am Werk. Dies stellt sowohl Webers Kritik am Evolutionismus und Universalismus, der aktuell recht zu haben scheint, als auch seine Vermeidung von Kollektivbegriffen infrage. Für die Aktualisierung von Webers Forschungsprogramm im Hinblick auf diese Herausforderungen werden verschiedene Seiten seiner Soziologie unterschieden: eine methodologische, eine theoretische und eine historische. Es wird aufgezeigt, wie seine methodologische Kritik an Kollektivbegriffen auch aktuelle ?Weltgesellschafts-“ und ?Weltsystem-Thesen“ trifft. Statt von einem Weltsystem ist es geeigneter, von globalen Konstellationen auszugehen, die Spielräume für Modernisierung eröffnen. Bei der Frage, wie dabei globale und kulturbzw. länderspezifische Ordnungskonstellationen zueinander stehen, kann auf Webers kultur- und strukturtheoretische Theoreme zur Bestimmung der Moderne zurückgegriffen werden. Das Innovationspotenzial von Webers Forschungsprogramm kann dabei nicht durch bloße Interpretation des Werkes aktiviert, sondern es muss durch Rückgriff auf andere Autoren, Theorien und Fragestellungen weiterentwickelt werden. Nur so wird Max Weber auch im 21. Jahrhundert der primus inter pares unter den soziologischen Klassikern bleiben. |