Abstract: | Zusammenfassung Hundert Jahre Hannah Arendt sind ein guter Anlass, sich die Zeit — und den Platz — zu nehmen, an diese ungew?hnliche politische
Denkerin zu erinnern. Sie war und ist eine Ausnahmeerscheinung, und das bedeutet auch, dass ihr Blick auf die Welt und ihre
Methode der Begründung politischer Theorie oft umstritten, aber eines niemals war: langweilig. Ihre Ideen widersprachen h?ufig
der g?ngigen politischen und politikwissenschaftlichen Diskussion. Aber ihr Urteil erwies sich auch oft als weitsichtiger
als das ihrer Kritiker. Sie zu würdigen in ihrer Rolle als unabh?ngige politische Theoretikerin, einen — wenn auch nur kurzen
— Spot zu werfen auf ihr Leben, ihr politisches Denken und ihr Werk, ist Anliegen dieses Kommentars. Doch hundert Jahre sind
kein Anlass, Hannah Arendt als eine Art „historisches“ Ph?nomen zu betrachten. Ihr Denken ist ungebrochen aktuell und immer
noch abseits des Mainstreams. Am Beispiel der Diskussion um die Integrationspolitik in Deutschland m?chte ich zeigen, dass
Hannah Arendt uns neue — vermutlich umstrittene — Perspektiven in dieser Diskussion er?ffnet und uns davor warnt, politische
Probleme, die sich durch das Faktum der Zuwanderung ergeben, als religi?se Konflikte zu interpretieren. Darüber hinaus ist
sie der Meinung, dass gesellschaftliche und kulturelle Integration sich staatlich nicht erzwingen l?sst — und dies auch nicht
wünschenswert sei. Die Differenzierung des gesellschaftlichen Lebens in eine Vielzahl voneinander abgegrenzter Gruppen sei
vielmehr ein Garant gegen die Tyrannei des Konformismus. |