Distanziertes Mitleiden. Katastrophische Ereignisse,Massenmedien und kulturelle Transformation |
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Authors: | Reiner Keller |
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Abstract: | Ausgehend von der Großkatastrophe am Staudamm von Vajont (Italien) in den 1960er Jahren diskutiert der Beitrag die moderne gesellschaftliche Risikoerfahrung. Risiko-katastrophische Ereignisse sind hybride Prozesse aus sozialen, technischen und ?natürlichen“ Bestandteilen, die zum Gegenstand symbolischer, diskursiver Konflikte werden. In der öffentlichen Risikokommunikation konkurrieren eine Kontroll- und eine Gefahrennarration um die legitime Interpretation solcher Katastrophen. Dabei begünstigen die Aufmerksamkeitsstrukturen der Massenmedien dramatisierende Darstellungen. Die gesellschaftliche Katastrophenerfahrung ist eine medienvermittelte Erfahrung aus der Distanz. Sie konstituiert temporäre, flüchtige Gefahrengemeinschaften. In diesem Prozess werden Risiko-Katastrophen zum Kristallisationspunkt sozialer Dramen, in deren Verlauf sich die entsprechenden, massenmedial organisierten Erfahrungskollektive über ihre Identität sowie die Grundlagen ihres Agierens in Raum und Zeit verständigen. Die Katastrophenberichterstattung oszilliert dabei zwischen zu viel und zu wenig Aufmerksamkeit; daraus entsteht ein ?risikogesellschaftliches Paradoxon“: Mit der Häufigkeit von Katastrophen sinkt ihr Skandalwert; Katastrophenerfahrung wird normalisiert. Je seltener sich Katastrophen ereignen, desto wahrscheinlicher wird ihre mediale Repräsentation und öffentliche Wirkung. |
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