Abstract: | Der Aufsatz versucht, zwei Fragen zu beantworten: 1. In welchem Ma\e wird über die Benutzung von Vornamen das Geschlecht von Personen klassifiziert und lässt sich diesbezüglich ein sozialer Wandel feststellen? Zur Beantwortung dieser Frage wurde eine kleine Befragung durchgeführt, in der Befragte neu erfundene Vornamen danach klassifizieren sollten, ob es sich bei den einzelnen Namen um einen männlichen oder um einen weiblichen Namen handelt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Befragten zu einer weitgehend richtigen Einschätzung kommen. Eine fonetische Analyse kann zeigen, dass die richtige Entscheidung von den den Geschlechtern zugeordneten fonetischen Merkmalen strukturiert wird. Die Analysen zeigen weiterhin, dass die Eindeutigkeit der fonetischen Markierung des Geschlechts im Zeitverlauf (1950 bis 1990) sich nicht verändert hat, Prozesse der Androgynisierung von Vornamen also nicht stattgefunden haben. 2. Weiterhin wird untersucht, ob die Eltern je nach Geschlecht des Kindes auf unterschiedliche Namenskulturkreise zurückgreifen und ob sich dies im Zeitverlauf der letzten 100 Jahre geändert hat. Die Ergebnisse zeigen, dass die Jungennamen traditionsgebundener sind, während die Mädchennamen sich schneller wandeln und empfänglicher für die Namen vormals anderer Kulturkreise sind. Zudem zeigt sich, dass Traditionsbindung für beide Geschlechter etwas Unterschiedliches bedeutet. Beide Befunde deuten darauf hin, dass die Vornamen mit geschlechtstypischen Rollenvorstellungen verbunden sind und es diesbezüglich wenig Veränderungen in der Zeit gegeben hat. |